Wissenschaft und alte Liebe
Felix Furtak und der Lancia Ersatzteilservice
Felix Furtak fährt seit dreißig Jahren Lancia.
Mit einem roten Lancia Beta Cabrio, das es nur einmal auf der Welt gibt, fuhr er 1992 von Karlsruhe nach Kapstadt.
Drei Jahre später verließ er Deutschland, um zu leben, wo die Straße nach Süden aufhört.
In Kapstadt restauriert er Oldtimer aus den Glanzzeiten der Turiner Autoschmiede und betreibt neben der Werkstatt einen weltweiten Ersatzteilhandel.
I Engineer
Der englische Titel B. Eng. (Hons.) bedeutet: Bachelor of Engineering with honours.
In den 1980er Jahren studiert Felix Furtak Elektroakustik in Salford/Manchester. Als Diplomarbeit legt er Pläne für eine computergesteuerte Musikanlage vor.
Wegen der Abwegigkeit dieser Idee (und einem Überangebot an Schaltplänen) wird er mit third class honours geehrt.
In Deutschland darf er den nichtdeutschen Titel aufgrund eines Gesetzes von 1939 nicht tragen. Doch wird er viel hinterfragt, bestaunt und ausgesprochen.
Die Mühe hat sich also gelohnt.
Das schwarz-weiße Logo, das der Lancia Ersatzteilservice nach wie vor benutzt, allerdings nur noch in einer dunklen Ecke, stellt einen Lautsprecher dar.
Die erste Firma von Felix Furtak, für die es vor über dreißig Jahren geschaffen wurde, hieß FF Audiodesign. Sie baute eine luxuriöse Musikanlage, fand keinen solventen Abnehmer dafür und musste daher Insolvenz anmelden.
Felix Furtak kann freihändig Schaltpläne zeichnen und elektrische Systeme durch Handauflegen reparieren.
Das Jahrhunderthochwässerchen
24. Mai 1994: Felix Furtak hat Geburtstag. Die Arbeit ist überschaubar, das Wetter ist schlecht: Seit drei Tagen regnet es ununterbrochen.
Mittags kommt Wasser aus dem Gully. Drei Minuten später sind Marktplatz, Keller, Werkstatt und Hof abgesoffen.
Heizöl schwappt aus den Tanks, Maschinen legen sich auf den Rücken und füllen sich mit Schlamm und Kiefernnadeln.
Hundertjähriger Mörtel verlässt seine Heimatfugen und kehrt nicht zurück.
Für wenige Minuten ist das Haus eine Insel.
Im Hof, am tiefsten Punkt des Ortes, erleben acht Autos ihren schwarzen Tag.
(Dieser Lancia 2000HF hat mittlerweile mehr als eine Million englischer Meilen auf der Uhr.
Auch die blaue Fulvia Berlina rechts im Bild fährt noch:
Im Jahr 1999, direkt nach der Sonnenfinsternis, folgte sie Felix Furtak in einem Container nach Kapstadt.)
Das Cabrio, Held der Wüste und Bezwinger des Urwalds, macht vor Angst sein Licht an.
Dann fließt das Wasser ab, und alles ist kaputt.
Der Feng-Shui-Atlas eines Freundes sagt, dass der Bach nicht nur in die falsche Richtung, sondern auch auf der falschen Seite des Hauses fließt.
Bedauernd hebt der Versicherungsmann die Schultern.