Lasst doch die Schilder in Ruhe, ihr Klugscheißer!
Was mich nicht allzu harsch, aber doch regelmäßig ärgert, ist die Unsitte, Fotos von Schildern und Schriften mit blöden Untertiteln zu präsentieren. Bei dieser Unsitte machen ziemlich viele Leute mit.
Ob ein Bild mehr sagt als tausend Worte? Ja, nein, vielleicht. Fotografiere ich aber Schrift, sagt das Bild mindestens so viele Worte wie abgebildet. Das sind immer mindestens genug Worte.
Trotzdem werden Schilderbilder gewöhnlich mit Untertiteln serviert, und zwar besonders gern mit altväterlichen, schmunzelbärtigen Bemerkungen, die vor schlecht getarnter Eitelkeit kleben und einem alles ansauen können.
Das Schild soll dann nicht mehr für sich selbst sprechen, sondern dem, der es erlegt hat, als Bühnenbild dienen. Wenn es ganz hart kommt, wird im Untertitel nochmal extra auf das Witzige, falsch Geschriebene oder sonstwie Bemerkenswerte hingewiesen – nur für den Fall, dass der Betrachter zu blöd sein sollte, es selber zu bemerken.
Wir haben hier zum Beispiel diesen geschenkten Kalender mit von Bastian Sick erlegten (zumindest nehme ich das an; vielleicht ist er auch nur Hrsg.) – Schilderbildern. Heute präsentiert er das Foto eines Schildes, auf dem „Ice Cram“ steht, und daneben den bescheuerten Unternebentiteltext „Für alle, die mehr auf so süßen Kram stehen“.
Ich stelle mir bei solchen Untertiteln gewöhnlich vor, wie ich den Autor am Kragen packe, schüttele, anschnauze („Das gehört sich nicht!“) oder gleich ein paarmal ohrfeige. Diese Vorstellung kann meinen Ärger auch sehr schön besänftigen, doch oft sagt der Untertitelautor in meiner Vorstellung dann etwas noch viel Peinlicheres zur Selbstverteidigung, etwa: „He, das ist doch nicht böse gemeint! Diesen Witz habe ich selber erst beim dritten Hinsehen verstanden!“
Das Problem: Ich will hier ein paar Fotos von Schildern und Schrift präsentieren. Natürlich ohne Untertitel, aber ein bisschen Text sollte sie schon umfließen. Sonst fehlt mir halt was – und wer weiß, wem sonst noch.
Die Lösung: Als Begleittext nehme ich lauter Sachen, die ich irgendwo gehört, notiert oder mir so gemerkt habe. Die haben zwar nichts mit den Bildern zu tun, doch so kann jeder Schnipsel hübsch für sich selber sprechen, und ich muss mich nur noch ums Layout kümmern, das traditionell ohnehin doppelt so lange dauert wie alles andere.
Stattfinden ist das neue … was denn überhaupt?
Ein Modedesigner sagt im Fernsehen: Ich muss auch mal wieder stattfinden! Ich finde ja praktisch nicht mehr statt! Es ist mein Beruf, stattzufinden!
Ein Politiker sagt: Man kann nicht immer neue Grenzwerte erfinden, damit Leben nicht stattfindet.
In einer Heimwerker-Nachmittagssendung baut ein Pärchen unter Zeitdruck den Raum unter der Treppe zu einem Schrank aus. Der Sprecher sagt: Hier soll eine Verkofferung stattfinden.
Eine Torte wird probiert; der Juror sagt: Tonkabohne findet nicht statt.
Jeden Tag eine gute Tarte
Wenn man glaubt, genau diesen Kuchen schon einmal gegessen, dieses Brötchen schon einmal geschmiert; dieses Brot schon einmal gebacken zu haben: Flashgebäck.
Antischnurrmittel verhindern die Teigschrumpfung.
Ein Schlagersänger sagt in einer Backsendung: Eine tolle Mischung an Geschmacksaromen, es geht um Hefe, das finde ich toll.
Ein Koch sagt: Durch den Pernod wird der Spinat aktiviert.
Ein Konditor sagt: Die Macarons zu lange stehenzulassen, das ist eine enorme Strapazität für den Teig.
Was backt Darth Vader zu Weihnachten? Todeszimtsterne.
Der Gärtner schaut in den Mondkalender. Davon erhofft er sich besseres Keiming.
Scharfes Essen: eine Brennt’s-Erfahrung.
Inschrift auf einer Produktverpackung: zu 70 % vegan.
Die normative Kraft des Packtisches
Holländische Brötchen und Kölsch: satirische Lebensmittel.
Neuer Trend im Chinaladen: Abwinkekatzen. Sie bringen kein Glück, doch machen sie das Pech leichter zu ertragen.
In einer Spam-E-Mail wird mir eine Diät vorgestellt: „Diese 2 Gemüse töten Ihren Bauch und bewaffnen Fett über Nacht.“
Säuglinge und ältere Männer leben oft unterhalb der Haarwuchsgrenze.
Weil ich so ein Grafikdesigner wäre, bin ich keiner
Snooker im Fernsehen. Jedesmal, wenn so ein Gentleman die Taille knickt, den Hintern spannt, sich vorbeugt, das Bein nach hinten wegstreckt und in dieser Haltung erstarrt, ein Ellbogen über Kopfhöhe, eine Hand auf dem Tuch, der Queue auf dem Knöchelchen, nur ein Finger zuckt … also, genau jetzt wäre ich ein gefeierter Aktionsmediengrafiker und Livedesignperformer.
Mit meiner superleichten Hochgeschwindigkeits-Quantenkamera erwische ich genau den richtigen Moment und aktiviere sofort anschließend meine innovativen Grafiktools. Ich mache – zack! – aus dem Queue eine Plasmakanone, aus Snookerweste und -hose ein Heldenkostüm, lasse – klick! – den Snookertisch verschwinden, ersetze das Publikum – wusch – durch Weltall, gebe dem Werk einen aussagefähigen Titel („Jetzt braucht er Snooker“), und zupp! Zehn Minuten später bei Sotheby’s versteigert für 40.000 Britische Pfund.
Roller an der Sonne
Ein ranghoher Soldat über die Qualifizierung von Rekruten: „Wir messen sowas wie die Intelligenz und nennen das die allgemeine Verwendungsbreite.“
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