Wer Nein sagt, kriegt es auch.
Über Kunden wird nicht gemeckert. Lieber meckere ich stattdessen über … nein, die können wirklich nichts dafür. Nicht einmal, wenn … wobei dieser Fall ohnehin nicht eintritt, solange jemand schreiben kann.
Vielleicht sollte tatsächlich über Kunden gemeckert werden. Mit hohem Risiko ist das nicht verbunden, denn:
Die, die es leysen, sind’s nicht geweysen, aber die Beysen werden’s nicht leysen.
Das hab ich gerade eben erfunden und will mein unbedarftes Jiddisch verteidigen: Gebt mir noch dreißig Silben und eine dolomitenschwere Biographie, dann mach‘ ich, dass es klingt wie von Georg Kreisler. Aber sowas wird am Samstagnachmittag in Duisburg höchstens auf dem Schwarzmarkt angeboten, und der Teufel soll mich holen, wenn ich weiß, wo der liegt.
Lob habe ich meiner Meinung nach verdient, weil ich immer noch nicht gemeckert habe. Über niemanden. Erst recht nicht über einen Kunden, und schon gar nicht über diesen Werbemenschen, der Anfang Dezember bei uns vorstellig wurde, uns mit einer Folge wirrer Briefings und krankgeschrumpfter Deadlines ärgerte, erschütternd wenig Geld versprach, dies mit zwanzig leidvollen Marktjahren charmant zu begründen suchte und seither durch konsequentes Nichtbezahlen zu überzeugen weiß.
Was hätte ich Lust, diesem Menschen an den Karren zu fahren. Eine tolle Gelegenheit hätte ich auch: Sie bleibt sogar frisch und könnte als Zukunftsoption eingelagert werden, wenn die aktuellen Rachegelüste noch zu heiß oder schon zu kalt sind, um stilecht und mit Freuden serviert zu werden. Denn ein großes Autohaus verteilt seither die Hochglanzbroschüren mit unseren schönen, unbezahlten Texten an seine liebe Kundschaft …
Aber ich weiß Bescheid: Für Rache war ich schon immer zu faul. Damit kann ich zwar charakterlich nicht gegen diejenigen anstinken, die Rache aus edleren Gründen nicht praktizieren und dazu Gefühle bewusst überwinden müssen, die bei mir über Nacht von allein verschimmeln, aber gemessen an den Ergebnissen sitze ich bei weit geringerem logistischem Aufwand im selben Boot. Und darin bleibe ich jetzt einfach sitzen, freue mich über die blütenweißen Segel und gräme mich nur ein wenig, weil mein Kaffee kalt geworden ist.
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