Zeug aus Ordnern, die irgendwas enthalten

Ich habe eine Auswahl zusammengestellt. Sie ist alphabetisch geordnet, weil das Grübeln über ein schlaueres Sortierungskonzept jetzt mal ein Ende haben muss, und enthält Zeug aus verschiedenen Ordnern mit Namen wie „Zeug“, „Zeugs“, „Neuer Ordner“, „Sonstig“, „Halde“, „Merken“ oder „Irgendwas“.

Weil die Wörter für die alphabetische Sortierung an den Haaren herausgegriffen sind und ich viel zu viel Zeug für eine durchdachte Auswahl habe, ist diese Zusammenstellung formal wie inhaltlich so nah am Zufall, dass ich fast ein bisschen stolz darauf bin.

Die Frage, warum sich jemand für dieses Zeug interessieren sollte, habe ich mir ganz bewusst nicht gestellt. Erstens, weil dafür nicht ich, sondern jemand der richtige Ansprechpartner ist. Und zweitens, weil ich sonst bloß wieder die Festplatte aufgeräumt hätte. Dafür bin ich nämlich – ebenfalls ganz bewusst – nicht der richtige Aufräumpartner.

Trotzdem geht es ordentlich zu in der Liste:
Nach jedem alphabetisch einsortierten Wort steht ein Stück Anwendungsbeispiel, Hintergrundliteratur oder Trivia.
Zeug ohne Herkunftsangaben ist von uns.
Amtliche bzw. nicht von uns erfundene Wörter, die wir gefunden und dabei gedacht haben: Das gibt es doch nicht wirklich, sind mit „Gibt es wirklich“ gekennzeichnet.
Die ärgsten Kalauer sind immer von Christian.

Ferner liefen liegt ganz nah

• Abwegerich

  „Was wächst denn da am Rand?“ – „Abwegerich.“

• Allerdings

  „Jetzt müssten wir Allerdings Wunderlampe haben.“

• Anneliese

  „Hier gibt es sogar eine Remote-Systemanneliese.“

• Darmmodell

  Gibt es nicht nur wirklich, sondern Europas größtes begehbares Darmmodell (preisgekrönt) wird auf der Seite der Felix-Burda-Stiftung wie folgt beworben: „Der Darm als faszinierendes Event-Erlebnis (…) Das DARMMODELL überrascht, wie eine moderne Skulptur, als Fremdkörper im öffentlichen Raum.“

• Distanztendenz

  Beim Anlegen eines Profils gibt es manchmal ein Feld, in das man sein Lieblingsbuch eintragen kann. Oder das Buch, das man gerade liest. Eine schöne Idee, für die ich schon etliche Autoren- und Buchnamen erfunden habe.
  Ein von mir erfundenes Buch, „Die transzendentale Distanztendenz“ von Hans Franzen (den es auch nicht gibt), fand ich als Amazon-Link wieder, als ich nachschauen wollte, ob es das Wort „Distanztendenz“ im Sinne meiner eingangs erläuterten Notdefinition wirklich gibt:

  

   

  Der Screenshot hat sich richtig gelohnt, denn als ich es ein zweites Mal versucht habe, war der Eintrag weg.
  Vielleicht sollte ich mir die Decke über den Kopf ziehen, falls gleich das Telefon klingelt.

• Einwandbehandlung

  Gibt es wirklich. Anwendungsbeispiel: „10 Tipps zur effizienten Einwandbehandlung – den Top 10 Einwänden richtig begegnen!“

• Feder

  „Dem hab ich die Feder gelesen.“

• Flieder

  „Was du da diesmal geholt hast, war übrigens wieder kein Flieder.“ – „Naja, ich bin eben ein Fliederholungstäter.“

• Jürgen

  Beim Zappen ein paar Sekunden VOX geguckt. Leute sitzen in der Sonne. Zoom auf eine junge Frau, die ein Sektglas hält. Der Sprecher sagt: „Sie feiert ausgelassen mit Freunden, aber nicht mit Jürgen.“

• Klugscheißer

  Schwerter zu Klugscheißern!

• Mitteldeutsch

  Neulich im Fernsehen. Der Sprecher sagt: „Es geht ziemlich zur Sache in den mitteldeutschen Unterwasserwelten!“ Dazu wird ein Mann gezeigt, der aus dem Wasser auftaucht, um sich prustet und sagt: „Fast wie inne Karibik, nur arschkalt.“

• Niederschlaganfall

  Alles sofort klatschnass.

• Paket

  Ein Kunde erklärt die Leistungen seines Unternehmens und sagt: „Wir bieten hier ein Nie-mehr-sorglos-Paket an.“

• Pimpelpampe

  Substantiv, feminin
  Bedeutungsübersicht:
  1. Unzureichendes Dessert, Pussymousse, vgl. Totale Pulpe
  2. Etwas, das uns hier und jetzt nicht weiterbringt.
  Anwendungsbeispiel: „Das (ist) doch Pimpelpampe.“

• Problemerleben

  Gibt es wirklich. Ist von Mensch zu Mensch verschieden und kann – je nach eigenindividueller Selbstidentität – ganz bewusst erfolgen.

• Resignationsprothese

  Gibt es wirklich. Kam hier über den klassischen Themenweg rein und wurde für die Zielgruppe beschrieben.

• Rohmert und Rutenfranz

  Gibt es wirklich. Das Modell von Rohmert und Rutenfranz hab ich beim Lektorieren gefunden. Es ging um Stress.

• Selbstkritik

  „Was ich an dir immer wieder loben muss, ist deine Fähigkeit zur konsequenzlosen Selbstkritik.“

• Tränen

  In einer RTL II-Baupfuschsendung hatten die Mieter endlich wieder eine funktionierende Toilette und fließendes Wasser in der Wohnung. Gezeigt wurden die glückliche Mutter beim Aufdrehen des Wasserhahns sowie der klare Wasserstrahl, der ins Waschbecken rauschte. Der Sprecher sagte dazu: „Früher flossen hier nur Tränen.“

• Umstände

  Aus einem Schreiben, das einen Gläubiger zur Stundung bewegen sollte: „Unter diesen Umständen sehe ich mich lediglicher Überlegensgrundlage beraubt.“

• Wutbürgerlich

  Wutbürgerliche Küche, Mittagsmenü:
  – Unklare Brühe
  – Lügenpresssack an Schwarzwurzeln mit brauner Soße
  – Durchgestrichenes Komplott
  – Widersachertorte

• Zumahlstoff

  Gibt es wirklich. Zumahlstoffe werden dazugemahlen und gehören dann zu irgendwas. Zu den Zumahlstoffen gehören Hüttensand bzw. Schlacke, Flugasche und Kalkstein.

• Zuruffrage

  Gibt es wirklich. Aber wie sieht dieses arme Wort aus! Ganz struppig! Und dann auch noch ganz hinten!
  Hat das keine Mutter? Die soll mal ins Taschentuch spucken und drüberwischen!