Anpfiff zur Unzeit: Duisburger Nestrocker zwitschern durch
Stadtvögel halten nie den Schnabel. Davon hat jetzt auch das Rheinhausener Federvieh Wind bekommen: Die neue Generation schert sich nicht mehr um den Nachtschlaf braver Arbeiter und Steuerzahler und zwitschert nach Sonnenuntergang einfach weiter – allerdings mit reduziertem Ambitus.
Das ungenehmigte Nachtkonzert der Spatzen hört sich an, als schimpften sie lediglich im Traum ein wenig weiter.
Über drei bis vier weitere Vogelarten, die seit neuestem nicht mehr zu Bett gehen und bis morgens den Hinterhof rocken, kann ich mich nicht gezielt beschweren, weil ich sie trotz meiner ländlichen Herkunft nicht spezifizieren kann.
Am auffälligsten ist es bei den Amseln. Herr Amsel, der zur traditionellen Singstunde mit langen Melodiebögen beeindruckt und auf Wunsch „Im Frühtau zu Berge“ pfeift, beschränkt sich nach Mitternacht auf das Wiederholen von Halbheiten – offenbar feiern die gefiederten Anzugträger nicht nur durch, sondern trinken dabei auch noch kräftig über den Durst.
Wenigstens wissen wir jetzt, wem wir die vielen leeren Schnapsfläschchen und ausgespuckten Kürbiskernspelzen verdanken, die morgens immer in der Einfahrt liegen. Dass kein Mensch gleichzeitig so viele Schnapsfläschchen und Kürbiskerne auslutschen kann, hatten wir bereits vermutet.
Wer oder was das putzige Baumvolk derart radikalisiert hat, ist unklar: Hier ist es nachts auch nicht heller als woanders. Viele Bürger von Rheinhausen sehen die Rocker im Federkleid jedoch als eine weitere von Duisburg verschuldete Konsequenz moderner Zeiten und betonen, man müsse ja schon froh sein, wenn da nicht noch ordentlich was nachkomme.
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